David Sickinger

TEXTE
/// gefahren der poesie: dynamiken des politischen
/// Es geht hier um die Schönheit des Denkens zwischen den Regeln.
Und um die Fallen, in die man dabei geraten kann.


Diese Textcollage ist eigentlich eine Sammlung für mein Zwischenprüfungsprojekt an der Merz Akademie. Ich druckte die Ergebnisse auf eine Wandzeitung. Die Tatsache, das poetisches Denken gerne mit 'Ruhe und Annehmlichkeit' verbunden wird, provozierte mich zu einem Video in schön überbelichteten Farben. Ich benutzte dazu den Effekt der sich einstellt, wenn man Videokassetten extrem oft überspielt: die Farben verlassen irgendwie den Gegenstand und schweben so um ihn 'herum' - sieht toll aus! Später wurde der Text auch in der Zeitschrift 'Houseattack' veröffentlicht.
gefahren der poesie : dynamiken des politischen





theleweit - das verhältnis des künstlers zur macht



klärung des begriffs, in den man fällt die tiefe ein loch kann man sich aus dem zwischenzustand in den alltag zurückreflektieren?
die beschaffenheit der letzten unendlichkeit - über die erschreckende position unseres kosmos« von raum und zeit, innerhalb der endlosen kette miteinander verbundener kosmos atome, die den unmittelbaren superkosmos von kurven, winkeln und von materieller und halbmaterieller, elektronischer beschaffenheit bilden

schweinestaat

ich

brecht sagt: das politische ist berechnendes, zielgerichtetes verhalten, eindeutiges sprechen

poetik: aristoteles: regelwerk / pythagoras: regeln der musik

vortrag: verteilung auf rollen

Romantik: Dichtkunst als versuch der beschreibung des unendlichen, als zustand in den man sich versetzt, zur suche. poesie also ein werkzeug sei: durch sich, aus sich heraus zur höheren erfahrungsweise - das individuum, das sich erstmals als autonomer forscher empfindet - hierarchisierung geniewahn

das man zwischen den wörtern verloren gehen, abrutschen könne: typographisch vorgestellt: lücken in die man fällt,


Doch ist es die spannung, die die wörter im kopf erzeugen, und zwischen ihnen ist kein fallen, sondern ein duchzug ins schweben schweben ist ein zustand, der sich anlehnung entzogen hat, von einem sprungbrett aus das koordinatensystem des linearen raum/ zeit empfindens verlassen hat

die dichtkunst wäre dann die methodik, mit diesem zustand umzugehen ( lokalisieren, plazieren, einschätzen) das ergebniss seiner projektion ein reden von freiheit: loses wort - nicht gebunden: benutzbar als versprechung, freiheit ist ein freies wort und dadurch leicht zu fassen

das thema ist gegessen, aber noch nicht vom tisch, es ist der tisch geworden

daß ich lange im bett lag, die `80, zwischenzustände, schwaden, depressionen, aufstehen wegen zunehmender inakzeptabilität der situation, dagegen anzugehen, zu befürchten, verlernt zu haben, schnell zu agieren, wenn die faschisten die tür aufbrechen, sich deshalb in bewegung zu halten wahn / fixierung? : der von einer realen verfolgungssituation ausgeht daß ich im filmscript schrieb: über eine geschmackvollere verteilung der poesie

das die worte und sätze nach vorn ins leere greifen, das man ihnen dann folgen kann, auf der spur, die sie gelegt haben
die gefahren der zu guten formulierung, die gesellschaftsanalyse: umgehen mit evidentien : klärung, abbildung, danach die forderung. der rückzug ins poetische, in das empfinden des zwischenzustandes, der zeitlosigkeit - altbacken genannt: hehre, epheme. eindruck der auserwähltheit, sprachrohr : (einer generation, eines lebensgefühls, einer nation) das schöpfende - der Einsame /die einsame - das bedürfniss danach, ausgeliefertheit an, hoffnungslos verloren.

was es der macht ähnlich macht: bedeutung zuweisen/ verteilen/ schaffen. derrida/ kristeva/ baudelair: die poesis der biographie.

wo fängt es an, daß man erzählt. eine genaue poesie. politisch gesprochen, braucht niemand gestalter. Vor allem keine die 4 jahre ausbildung haben und für die man viel bezahlen muß. Jeder hat genug verstand sowas zu setzen. Ausreichend. Nicht befriedigend (?).

Das ist mein leben. Ich bin autonomer. Wie schlimm etwas ist, soll mir doch egal sein. Deswegen brauchen autonome gestalter. Lauthals sprechen. Durch die ohren! Ist, weil geld nicht mehr so wichtig ist, es mehr eine wertegesellschaft? Keine gesellschaft. Deswegen fasst man bücher zusammen. Man braucht nichts zu entwickeln, was man nicht braucht. Schließlich mache ich das alles nur, um ein guter gestalter zu werden, dafür soll ich dann auch geld nehmen. Ich sing lieber allein.

Dazu gehört, völlig irrelevante gründe für entscheidungen zu haben. Für was?
Dazu gehört, daß man sich... keine verklärung, repititon der begierden. es ist bekannt, daß das politische beginnt, wenn zwei sich begegnen. Es ließe sich auch davor verlagern, aber da gefällt mir das wort nicht mehr. Ich würde es aber auch da benutzen, wenn es zu irgendetwas gut wäre. Zur diffusion - dann befürchte ich ungenauigkeit könnte entstehen, wenn man etwas nicht - was für ein Quatsch. Es entsteht keine ungenauigkeit.

eine projektionsfläche schaffen, die eindeutig offen strukturiert ist und lenkt, wie ein wind das schiff. echo : poesie - magier (geheimnisvoll bannend), philosophisches gerede.

nicht regelmäßige folgen - nervlichen sensationen folgen. Dafür brauche ich keine unakademische japanische tanzform. Das mache ich eh den ganzen tag. Und was ich mache, brauche ich nicht zu dramatisieren. Das tut dem auch nicht gut. Was ich nicht mache ist da interressanter. Das pfeifen der atomsprünge, hörbar gemacht durch die tränenflüssigkeit nordamerikanischer kröten, mit einem namen. Sprunghafte farbwechsel des körpers durch massage von wilhelm reich. Die ausdehnung und verkehrung der zeit, einem jeden rythmus folgend - ich kam von den großen ozeanen, dann legte ich mich hier nieder und hier liege ich bis mich weckt das lied der sieger/ Raus, aus dem tiefen tal der wörter, der geschwindigkeit entgegen, der blick dann über die ebene der städte, der anfang ist ein gott, am ende sind wir da

abrechnen. Klar machen. Worum ging es mir, als ich begann: den bezug zu sichern. Feststellen, ob er sich herstellt. Er macht es, wenn ich ihn so nenne - für die anderen.

Ich wollte raus, die poesie sollte mir ihren hebel leihen, den ich ihr zusprach.
ich bin hier. Ich will keine beweise dafür erbringen, sondern hierbleiben. Ich werde keinen preis zahlen

eine menge ungewöhnlicher geschöpfe ich erschuf in den tagen. das gesamte zu betrachtende, das seine flüchtigkeit sogar auf dauer behält. zwei sachen: es geht wohl schon immer so, es ist wohl stets das gleiche, völlig verschieden, es scheint das allermeiste kaputt (gegessen), es ist immer noch klar was passiert, sie können sich abholen, was sie verdienen, und ich kriege mehr und mehr lust es ihnen zu zeigen.

wo soll man (ich) da hinkommen, auf diese maschinerie gebunden. Als solche ist sie entdeckt. Die arbeit. Bericht - das muß anders aussehen, damit es anders geht.

Der blick nach vorne und von dort aus zur seite, wo er sich umkehrt und selbst sieht. Das ermüdet mich. Kurzform. Zähne putzen. das poetische sein. Komm. Klickerklacker. Dieser sanfte übergang. Zerstaubt. Die landschaften schmiegen sich aneinander. Meine stimme trägt mich.

Man muß an die anderen denken. Nicht an zuhörer. An all sie. Nicht denken. Sich ihrer versichern.

Nicht das handeln übertreiben. Es gehen lassen. Die vielen, die ich kenne, kann ich eh nicht als eines denken. Das denken ist eine menge verschiedener beschäftigungen

völlig unbeschäftigt. Welch famoses leuchten. Der kran steht vor meinem fenster. Hinter ihm streckt sich eins der vielen täler nach hinten hinaus. Gebaut wird ein busbahnhof. Es gibt keinen größeren horror, als den der selektion. sofort das maul aufreißen, sofort schreien: scheiße, scheiße und sich dabei gegen den kopf hauen, daß es nur so scheppert sagen, was sache ist, sagen was jeder machen soll: pay respect, gib ihn.

diese endlosigkeit. Diese ständige sorgfältige arbeit. Diese pediküre der gedanken. Das halt ich nicht aus. Weder bei mir, noch in all den anderen und dann nehm ich die gitarre und schlage die saiten, die auf ihr sind, daß sie brüllt, wie alles brüllt und setze mich dort hinein und bin wieder genau da. Und dann nehme ich die gitarre nicht und lege mich hin und höre das brummen in meinem kopf. Und dann nehme ich die gitarre und höre wie das zittern meiner finger den ton macht, wie der ton dann das zittern macht, zwei töne den dritten und die wiederholung, die änderung.

Und dann nehme ich die gitarre nicht und nehme die glocke, und nicht ein ton ist wie der andere, und wenn sie klackert springt die zeit. Und dann nehme ich die gitarre, und sie spricht, und ich sehe meine finger. Und dann nehme ich die gitarre nicht, und singe und laße mich den ton vor mir hören und dann laße ich mich den ton hinter mir hören und dann laße ich mich den ton überall hören und dann laße ich den ton mich hören, und dann mache ich mit mir eine band auf und gehe auf tour. Und dann gehe ich musik hören. Und dann gehe ich überhaupt nirgendwohin, sondern verhalte mich im übergang den zustand des umsturzes ausweiten

ich feile an der verkürzung der sätze, auf das der eine stehenbleibt. Ein zauberspruch? zerspringende evidenz? gesang?

heiliges blechle, ich bin kein wissenschaftler. derrida schreibt gegen die mythologisierung, die verschleierung, für die arbeit am verstehen. Der bezug ist auf die schrift der anderen, die keine anderen sind. Er wünscht so sehr ein gewebe aus schrift, in dem eine bewegung alle gegensätze sich berühren läßt. Er reist hindurch, um alles alles zu berühren und zu verwandeln. Der text, der sich buchstabe für buchstabe als schrift schafft. Die schleife der widerbetrachtung. Das drehen nach überall, wo es besser ist. Das warten auf den günstigen augenblick. Die aufhebung aller bindungen. Das zusammenraffen allen geschehens, um es an sich selbst zu betrachten, und neu geschrieben einzulassen. Die arbeit, die über sich selbst schwebt, ohne anfang, ohne ende.

Die lücke finden, ihre kanten bezeichnen, vorbereiten. Sich dabei sich selbst versichern. Auf die Situation sprechen, nicht ihr voraus, nicht hinterher. Im gewebe des texts, der sich schreibt, hebt sich der einzelne auf. Als individuum, als autor, als akteur. Gemeinwerk - beim verlassen des weges die erinnerung nicht vergessen. Die erinnerung muß in vollständiger brillianz, vollziehbarer gleichzeitigkeit mitgenommen werden. Ziel der wissenschaft ist sich zu behaupten durch ihr ziel, sich zu bestätigen durch die untersuchung ihrer selbst

ein ständiges gespräch aller über alles, wenn ich das wiederformuliere, werden die ausdrücke des langen gewebes zu solitären attitüden, genau das, was die permanenz vermeidet.

Die geschicktheiten des gesprächs, wo die antwort mit der frage spielt und sich selbst zur frage macht poesie a la function-

arbeit. Ich kanns nicht hören. Vergeßt es. Laßt es bleiben. Setzt euch hin. Schaut euch das an. Sprecht - wenn sich dann der punkt entdeckt, ihn anstoßen, mit einer leichten berührung, einem nervlichen schwingen, das sich in seiner bewegung fortsetzt,

alles was hinter uns liegt, muß neu geschrieben werden. Da wir immer schneller werden, können wir immer ein stück neu schreiben.

Nein. Wir brauchen nicht neu zu schreiben. Wir entfernen einfach die grenze zwischen beschreibendem und beschriebenem
und wieder stelle ich fest: wenn ich das hier täglich machen würde, wäre ich so gut, daß wäre nicht zum aushalten. Man muß sich doch langsam daran gewöhnen. Nicht die hand von der wand nehmen. Doch, laß los ja ja, ich will es aushalten, ständig auf der kante der aufregung zu stehen! Ja beschreibe das beschriebene, das beschreibende. Los, los. Kick lesen. Mitschreiben. Neuschreiben. Durcheinanderschreiben. Action. Das ist fast zu gut. Wer soll mir das bezahlen. Wann soll ich fußballspielen. Wann in die schönen augen sehen. Wann die hysterie genießen

die all glatte schale, in all glatter form, die fest auf dem boden stehend die tropfen der traurigkeit empfängt, füllt sich. Danebestehend, auf sie blickend, trete ich sie dann gegen die wand. So oft es nötig sein wird. Ich sehe die tropfen im flug

ihr habt eine gemeinsame traurigkeit, die nicht die meine ist, ich akzeptiere eure nicht. Mein kopf ist im besseren morgen, der undarstellbaren versprechung der unendlichkeit. Klare, leichte luft. Das wort, das zeichen, die formalisierung, die weite überschneidung des unverbindlichen. Das ganze ist nicht unbedingt ein kinderspiel, aber so ähnlich - ich möchte, daß ihr versteht, was ich hier versuche ( und es mir erklärt): damit ihr hinein geratet

meine damen und herren, liebe zuhörer, was für ein brilliantes, brilliantes, brilliantes tor

das war eins der wundervollsten tore, dessen meine augen je das vergnügen hatten, angesichtig zu werden. Der ball kam über die linke seite, da klebte er an emmersons fuß, und bis hier oben sah ich, wie emmersons blick den raum durchmaß, wie sein körper in eilender vorwärtsbewegung sich noch ein-, zweimal schlenkerte, wie dann, in plötzlicher rochade, fitzgerald frei dort in der mitte stand, sein ruf über das feld schallte, ich hörte es, wie sie mich jetzt hören, deutlich und klar, so hoffe ich, und auch emmerson hörte es, seinen körper traf die erregung des kommenden, und sein linkes, starkes bein schwang durch und schickte den ball mit grußkarte hinein, frei wie ein vogel flog er seiner bestimmung entgegen, dem kopf fitzgeralds, hoch oben in der luft, unberührt und ungestört, der kugel sanft die richtung weisend, ins rechte obere eck, vorbei am verzweifelt sich streckenden torhüter und mit seinem einschlagen dies stadion explodieren lassend, denn das war´s, endgültig!

nicht gemachte kapitel: poesie gegen kontemplation / freiheit, die ich nicht brauche / als ich befürchtete hinter dem ort zu landen von dem ich startete, zurückgedrängt vom faktischen, das sich so luftig gibt aber von der seite blies und mich so dem traurigen gegenwind aussetzte, dem ich selber vorne die zugklappen geöffnet hatte vor so langer zeit, das ich die erinnerung verlegt hatte und mich bei der suche nach dem zettel, auf den ich schrieb, wohin ich sie gelegt hatte soweit hinunterbeugte das ich nicht mehr aus dem fenster blicken konnte ( ein Qualitätsfenster) / jakob von üxküll und die zunehmende biologisierung der sozialwissenschaften